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Ein Bund, der das Herz weit macht

Welche Zugehörigkeit trägt dich? Wer hat dir den Mut eingepflanzt, auf andere zuzugehen, für andere zu sorgen?

Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.

Gen 9,9b-10

Mit einem kleinen Suzuki-Bus prescht der zwölfjährige Nasr über die von Palmenhainen gesäumte Sandstraße. Ganz hinten sitzt sein Vater Salama, angetan mit der Galabiya, dem traditionellen weißen Gewand, das die Berber tragen. Manchmal gibt er Anweisungen, die der Junge übermütig kommentiert. Sehr entspannt und etwas stolz genießt der Vater, dass wir von seinem Sohn chauffiert werden. Salama lebt mit seinem Sohn Nasr, mit seiner verwitweten Schwester und seinem Bruder in einem Haus in Siwa, einer Oase an der Grenze zu Libyen. Sein „Haus“ – das ist eine unverputzte Mauer, Teppiche, ein paar Polster am Boden. Salama hat uns zum Essen eingeladen. Nur die Frauen dürfen in die Küche, um die Schwester zu begrüßen, Männer haben hier keinen Zutritt. Sie hat aufgekocht, alles, was die arabische Küche zu bieten hat: Suppe, Salate, Gemüse, Kichererbsen, gegrilltes Huhn, scharfe Saucen, Oliven, Datteln, Obst, Kaffee mit süßem Gebäck. Diese Köstlichkeiten werden auf einem niedrigen Tisch hereingetragen. Wir sitzen am Boden und bedienen uns mit großem Appetit an der Überfülle – kaum ein Drittel schaffen wir. Salama nimmt keinen Bissen. Seit Sonnenaufgang hat er keinen Tropfen getrunken und nichts gegessen. Es ist Ramadan, und nichts darf durch die Kehle gehen, bis die Sonne wieder untergeht. Alle, auch die Jungen, halten sich selbstverständlich an das Fastengebot. Uns ermuntern sie zu essen, sie schauen zu. Dann tragen sie den immer noch vollen Tisch wieder hinaus. Salama bringt uns in das Hotel, ein Haus, das aus Palmstämmen und Lehm gebaut ist. Es heißt „Hotel Salama“. Dort ist er der Direktor. Salama kann nicht lesen und schreiben. Von den Gästen hat er Englisch gelernt, sodass er alles Notwendige kommunizieren kann. Der Besitzer vertraut ihm, ein Freund erledigt die Schreibarbeiten und die „Buchhaltung“.

Salama zündet ein Feuer an, um das wir beisammensitzen. Dann verschwindet er unauffällig. Der Imam hat zum Gebet in die Moschee gerufen. Als er zurückkommt, bringt er einen selbstgemachten Minztee. Jetzt ist Iftar – Fastenbrechen –, und endlich darf er essen;  traditionell beginnt er mit drei Datteln und Joghurt. Katzen mit langen Beinen streifen vorbei und hoffen auf Futter. Wir wollen den morgigen Tag planen. Wohin fahren wir? Was ist das Programm? Salama sagt: „Relax. Tomorrow is another day.” Stimmt. Morgen werden wir sehen, was kommt. Hamdulillah – Gott wird es fügen. Salama ist sein Name – Frieden.

„Siehe, ich richte einen Bund mit euch und mit euren Nachkommen, … mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.“ Dieser Bund trägt Salama, er gibt ihm seine Ausstrahlung. An seinem Herzen haben alle Platz und fühlen sich geborgen. Alle, auch die Fremden.

Welche Zugehörigkeit trägt dich? Wer hat dir den Mut eingepflanzt, auf andere zuzugehen, für andere zu sorgen?

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