Deine Familie oder dein Unternehmen haben einen Namen, der dich und die Deinen verpflichtet und groß macht. Zu wem gehörst du?
Abraham nahm nun seinen Sohn Ismael sowie alle in seinem Haus Geborenen und alle um Geld Erworbenen, alle männlichen Personen vom Haus Abraham, und beschnitt das Fleisch ihrer Vorhaut noch am selben Tag, wie Gott ihm gesagt hatte.
Gen 17,23
Grinsend stehen ein paar junge Burschen am Zaun. Gerade haben sie die Müllcontainer der Schule in den Dorfbach gestoßen; den Müll muss der Schulwart dann am nächsten Morgen wieder mühsam auflesen. Jeden Montag dasselbe Spiel. Alle Übeltäter hausen mit ihren Roma-Familien am Dorfrand. Stefan führt die Bande an; er ist aus der Schule geflogen, weil er zu viel gestört hat, zum Arbeiten aber ist er noch zu jung. Die Tage sind eintönig, er schläft lange. Immer wieder droht seine Mutter, ihn wegzuschicken, er solle Geld beschaffen. Seine Familie ist ausgestoßen, kein Kind geht zur Schule, der Vater findet keine Arbeit. Stefan fühlt sich mies. Abends streunt er mit seinen Freunden herum, sie suchen Abenteuer, stehlen, zerstören, was ihnen in den Weg kommt. Oft landen sie in der Bar. Dort läuft der Fernseher, hinter den Rauchschwaden ist der Bildschirm kaum auszumachen. Männer sitzen und trinken Bier und Schnaps. Manchmal gibt es Streit, der blutig endet.
Damit die Jugendlichen im Dorf nicht in diese Welt hineinschlitterten, hatten wir einen Jugendclub eröffnet. Er war für alle offen, aber hier durften sie weder rauchen noch Alkohol trinken. Wir zeigten Filme, veranstalteten Karaoke-Abende, es gab Musik und Tanz, Tischtennis, Tischfußball; die große Attraktion war der Billardtisch. Stefan und seine Freunde kamen vorbei. Mit Bierdosen in der Hand lachten sie über den „Kindergarten“, bedrohten die Mädchen und warfen mit den Billardkugeln um sich. Da änderten wir die Regeln und beschränkten den Eintritt. Nur Mitglieder durften zum Club kommen, sie bekamen einen Ausweis. Wir erstellten eine Karte mit der Aufschrift „CLUB E“ – für ELIJAH – und einer Mitgliedsnummer. Wer bestimmte Kriterien erfüllte, bekam einen solchen Ausweis. Man musste in die Schule oder in die Arbeit gehen, einen symbolischen Mitgliedsbeitrag zahlen, kleine Hilfsdienste für andere im Ort erfüllen und im Club eine Aufgabe übernehmen. An der Tür steht seither ein Kontrolleur, der jeden überprüft, der hineinwill, und Leute ohne Mitgliedskarte abweist. Plötzlich war es für Stefan interessant, zum Club zu gehören. Er kämpfte darum, zu einem Ausweis zu kommen, und war glücklich, als er darauf seinen Namen erkannte. Im „Club E“ fühlt er sich herausgehoben aus Langeweile und Gewalt. Er gehört zu den „Besseren“ und erlebt Zusammengehörigkeit. Selbst seine Mutter ist jetzt stolz auf ihren Sohn, und seine Zufriedenheit strahlt auf die Familie aus.
Der Ausweis erinnert mich an die Beschneidung Abrahams. Er und alle aus seinem Haus, die beschnitten waren, wurden gleichsam in den Adelsstand erhoben. Adel bedeutet Verantwortung und größeren Dienst am Volk – im Sinne des Kaisers. Hier geht es um Gotteskindschaft. Du bist ein Glied der höchsten Familie, du und alle, die zu dir gehören und die du zeugst. Deshalb die Beschneidung am Zeugungsglied. Es ist ein Erbe, das trägt und weitergeht.
Deine Familie oder dein Unternehmen haben einen Namen, der dich und die Deinen verpflichtet und groß macht. Zu wem gehörst du?