Sich bösen Geistern zu stellen ist wichtig, aber nicht ausreichend. Es braucht den Hoffnungsschimmer der Verbindlichkeit.
Ich richte meinen Bund auf zwischen mir und dir und mit deinen Nachkommen nach dir, Generation um Generation, einen ewigen Bund.
Gen 17,7a
Große Aufregung herrscht in den Jugendräumen. Von der Decke hängen Skelette. In einigen Nischen stehen kleine und große Totenschädel ummantelt von Spinnweben. Die Räume sind abgedunkelt. Kinder in schwarzen Mänteln und Plastiksensen eilen umher. Andere verstecken sich hinter Masken. Sie sind nur an ihren Stimmen zu erkennen. Ältere Jugendliche bieten verschiedene Spiele an, von Sackhüpfen, Werwolf oder Black Stories hin zu Pferderennen mit leuchtenden Kürbissen und Hexen-Kekshäusern basteln. Über 160 Kinder haben sich für dieses Event angemeldet, so dass das Team die Gruppe auf zwei Termine aufteilen musste. Was begeistert die Kinder und Jugend so sehr an diesem Totenfest?
Über den Ursprung dieses Festes gibt es unterschiedliche Theorien. Gemeinsam ist ihnen eine Form von Totengedenken in Irland. Letztlich geht es um den Umgang mit der Sterblichkeit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Daran erinnert auch der ausgehöhlte Kürbis mit der brennenden Kerze. Er geht auf die Sage über Jack Oldfield zurück. Dieser Geizhals schaffte es durch List, dem Teufel das Versprechen abzuringen, dass er seine Seele in Ruhe lassen musste. Aber aufgrund seiner Lebensweise fand Jack auch keine Aufnahme in den Himmel. So irrt seine Seele seither ohne Perspektive umher. Bei so einem schrecklichen Schicksal hat selbst der Teufel Mitleid und schenkt ihm eine Rübe mit glühender Kohle des Höllenfeuers, damit ihn die bösen Geister in Ruhe ließen.
Die Macht des Bösen ist auch in unserer Wirklichkeit nicht zu leugnen. Die Fülle an negativen Nachrichten, Schicksalsschlägen und persönlichen Enttäuschungen kann uns sämtliche Perspektive nehmen. Das erleben auch schon unsere Kleinsten. Wie mit diesen bösen Geistern umgehen? Sie zu verleugnen und die rosarote Brille aufzusetzen, führt meist zu noch verhängnisvolleren Abhängigkeiten. Ständig den Teufel an die Wand zu malen, kann für den Moment sich streitende Parteien verbinden, aber höhlt mit der Zeit aus. Sie spielerisch beim Namen zu nennen, ans Licht zu bringen und über sie zu lachen, kann ihre Kraft schwächen, mich aber nicht von ihnen lösen. Meister im Umgang mit ihnen sind hingegen die Heiligen. Sie schweben nicht auf Wolke sieben, sondern ringen oft mit bösen Geistern. Dabei verlassen sie sich aber nicht auf ihre eigenen Künste und Kräfte, sondern vertrauen auf den Taufbund, in dem ihnen Gott seine Nähe über den Tod hinaus zusagt. Das Licht der Auferstehung ist ewig und leuchtet durch sie in dieser Welt.
Zu ihren Vorreitern zählt Abram. Sein Weg führte ihn immer wieder in die Irre. Gerade dann, wenn er sich auf seine eigenen Kräfte und Schläue verließ. Aber Gott hält an ihm fest. Mit der Namensänderung zu AbraHam erwählt er ihn zum „Vater vieler Völker“. Mit dem „H“, bindet Gott diesen alten Pilger an sich und sich selbst an ihn. In diesem zusätzlichen Buchstaben steckt der Zahlenwert 5. Die Fünf steht für Israel: „Vier plus eins. Vier steht für die Welt mit seinen vier Himmelsrichtungen, eins ist Gott. Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer. Daher steht die Zahl fünf für Israel, denn Israel ist gerufen, in der Welt den Namen des einen Gottes zu ehren.“, wie es Nico ter Linden in seinem Genesiskommentar beschreibt, um allen eine Perspektive zu schenken.
„All hallow’s eve“ ist der Vorabend von Allerheiligen. Ohne den nächsten Tag ist es eine Irrfahrt wie Abram ohne dem H, oder Karneval ohne die Fastenzeit. Zusammen werfen sie einen ehrlichen Blick auf den Menschen mit dem Schimmer der Hoffnung.