Bereit für eine Grundsatzentscheidung?
„Am selben Tag wurden Abraham und sein Sohn Ismael beschnitten. Auch alle Männer seines Hauses, die im Haus Geborenen und die um Geld von Fremden Erworbenen wurden mit ihm beschnitten.“
Gen 17,26-27
Morgen ist es soweit! Die Wochen der Vorbereitung sind verflogen. Kaum zu glauben, dass der erste Advent schon wieder ein halbes Jahr zurückliegt. Seitdem haben sich 25 Jugendliche alle zwei Wochen getroffen, um sich über ihren Glauben auszutauschen und ihn gemeinsam zu feiern. Was war damals ihre Motivation für diese Vorbereitung auf die Firmung? Naja, die früheren Jahrgänge fanden den Kurs lustig und auch irgendwie interessant. In ihren eigenen Gemeinden sind sie nicht wirklich verwurzelt. Manche ihrer Eltern haben sich schon gar nicht mehr firmen lassen. Bei anderen ist der regelmäßige Kirchenbesuch mit der Coronapandemie eingebrochen. Irgendwie wollen sie dem Glauben noch eine Chance geben. Immerhin mehr als ein Drittel der zehnten Schulstufe hat sich für den Kurs angemeldet. Was sie im Innersten bewegt, ist nur schwer von außen zu beurteilen. Wann aber ist das nicht der Fall? Nur weil sie kein diskussionsfreudiger Jahrgang sind, folgt daraus nicht, dass sie sich von den Gesprächen nicht berühren lassen. Immerhin, alle sind geblieben. Und alle wollen das Sakrament der Firmung empfangen. Bei der Wahl ihrer Bibelsprüche, die sie auf ihrem weiteren Glaubensweg begleiten sollen, sticht die Sehnsucht nach Sicherheit und Kraft durch Gottes Gegenwart hervor. Ich weiß, dass diesen Jahrgang die Folgen des Coronavirus stark gebeutelt hat. Auch die derzeitigen Kriege prägen deren Wahrnehmung des Zeitgeistes. Oder haben sie vielleicht doch nur die gleichen Stichworte in ChatGPT eingegeben, um schnell ihre „Hausaufgabe“ zu erledigen?
Mag bei einzelnen der Fall sein. Trotzdem scheint mir, dass sich einige in diesen unruhigen Zeiten zu einer Grundsatzentscheidung durchringen. Sie wollen im Geiste Jesu leben, in der Gemeinschaft der Kirche.
Zugegeben, das ist jetzt vermutlich sehr stark meine Formulierung. Sie würden es nicht ganz so pathetisch und fromm ausdrücken. Aber das Bewusstsein einer Entscheidung, vor allem ihrer eigenen Entscheidung und nicht nur von ihrer Umgebung vorgegebenen, scheint mir mitzuschwingen. Manche mussten über fünf Bekannte fragen, bis sie jemanden fanden, der noch Mitglied der katholischen Kirche war und somit für das Patenamt geeignet ist.
Zur morgigen Feier kommt nicht nur der Erzbischof, sondern pro Firmling gut zwölf Gäste. Es ist ein öffentliches Bekenntnis zu einer Gemeinschaft. Ähnlich wie die Beschneidung von Abraham, seinem Sohn Ismael und allen Männern seines Hauses. Auch hier wird nicht allen die Bedeutung dieses Aktes in seiner ganzen Tiefe klar gewesen sein. Doch als Zeichen der Zugehörigkeit ist es unbestreitbar, ebenso wie das morgige Sakrament: Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist. Diese Worte sprechend zeichnet der Erzbischof mit Chrisamöl ein Kreuz auf die Stirn jedes Jugendlichen.
Wie dieses heilige Siegel nun konkret den Alltag und damit die eigene Sicht der Welt und ihrer Gestaltung bilden wird, wird sich noch zeigen. Aber wir dürfen hoffen, dass die Gaben des Heiligen Geistes (Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit) sie durch die Launen des Zeitgeistes begleiten werden. Wir dürfen darauf vertrauen, dass sie Verwandlung, Veränderung und neues Wachstum der Kirche bringen werden. Und wir können gewiss sein, dass es ganz anders sein wird, als wir es uns derzeit ausmalen können. Darüber dürfen wir uns im Geist freuen, der unsere Gemeinschaft lebendig hält.