Sozialarbeit kann Welten versetzen
Ruth Zenkert ist der Kopf und das Herz von Elijah, in der Mitte der Gemeinschaft. Doch schon jetzt werde ich aufhören, über Ruth mit Nachnamen zu schreiben – sondern so, wie sie mit dir sprechen würde: per du.
Nach ihrem IT-Studium und einer kurzen Zeit bei der Bank, hat es Ruth in die Sozialarbeit gezogen. Seite an Seite mit Pater Georg Sporschill SJ hilft sie seit vierzig Jahren den Bedürftigen.
Seit 2012 ist sie Leiterin von Elijah, einem Projekt in Siebenbürgen, wo die ärmsten Roma in den schlimmsten Bedingungen leben.
Doch Ruth nur als die Leiterin zu bezeichnen, würde ihr nicht gerecht werden. Ruth ist die Leiterin, die Vernetzerin, die laufende Nächstenliebe, die Freundin und die Mama der Mitarbeiter und Roma-Kinder. Sie kennt jede Facette des Projekts, hat jede Zahl auf Abruf bereit, kennt jeden Mitarbeiter und Volontär — und hat trotzdem für jede Familie, für jede Anfrage Zeit und immer ein nettes, ermutigendes Wort auf den Lippen.
Wenn die Kinder mit Ruth sind, dann sind beide Seiten glücklich. Die Kinder wissen, was sie Ruth zu verdanken haben und Ruth weiß, was sie den Kindern zu verdanken hat. Durch die Kinder und deren Musik hat Ruth die Liebe zum Saxophon entdeckt. Wenn es um das Leben der armen Menschen hier geht, dann kämpft Ruth wie ein Bär. Bis spät in der Nacht sieht man noch das Licht in ihrem Zimmer brennen. Trotzdem wird man sie nicht erschöpft erleben.
Nach vierzig Jahren in derselben Berufssparte könnte man Ruth mittlerweile als einen „alten Hasen“ der Sozialarbeit beschreiben. Trotzdem strahlt Ruth mehr Lebensfreude und jugendliche Aufbruchsstimmung aus als die meisten jungen Menschen. Bei Spaziergängen kann man das gut beobachten: Sie geht allen voran und flitzt durch die hügeligen Landschaften Rumäniens. Auch im Alltagsleben kann man Ruth voranschreiten sehen. Hier aber als ein Vorbild, eine Respektsperson und als jemand, der Mut macht.
Wenn Ruth mit einem Problem konfrontiert wird, dann findet sie in den nächsten Sekunden auch schon etliche Lösungsansätze. Sie hat eine unheimliche Beobachtungsgabe und sieht Möglichkeiten und Chancen an Orten, an denen viele Leute nur Armut und Verderben sehen würden.
Zum Ende möchte ich noch von mir erzählen: Ich heiße Josef, lasse mich aber Pepi nennen und bin als Volontär ein Teil der Elijah-Gemeinschaft geworden. Nach einem Jahr Zivildienst in einem Wiener Flüchtlingswohnheim, versuche ich hier die Frage für mich zu beantworten, ob Sozialarbeit wirklich funktionieren kann. Um die Antwort vorweg zu nehmen: Ja, sie kann funktionieren, Sozialarbeit kann Welten versetzen und Leben verändern. Das Kinderlachen, die ständig vollen Sozialzentren und die veränderten Lebensumstände der Roma lassen mich verstehen, warum man sein Leben und seine ganze Kraft hier investiert. Ich habe das Gefühl bekommen, etwas bewirken zu können.
Pepi aus Österreich, Volontär 2020