Es ist ein Geschenk, die eigenen Talente für andere fruchtbar zu machen
Man wird dich nicht mehr Abram nennen. Abraham, Vater der Menge, wird dein Name sein; denn zum Stammvater einer Menge von Völkern habe ich dich bestimmt.
Gen 17,5
Bei einem Gespräch über diesen biblischen Vers erzählte ein älteres, seinen Glauben praktizierendes Ehepaar, folgende zur Nachahmung empfohlene Geschichte.
Dass in der „Coronazeit“ die Kirchentüren für gemeinsames Beten und Feiern geschlossen waren, empfanden sie als Verlust. Gottesdienste am Fernseher oder Rundfunk mitzufeiern, das konnte bei noch so qualitätsvoller Gestaltung nicht die Atmosphäre persönlicher Ergriffenheit und Beteiligung vermitteln. Deswegen sprachen sie sich mit fünf Freunden ab, ein Experiment über Zoom zu wagen, um miteinander Gottesdienst zu feiern. Eine von Jesuiten erstellte Vorlage half ihnen dabei, ein solches Zoom-Meeting zu gestalten. Am Anfang war es, wie sie sich eingestehen mussten, ungewohnt und eigenartig, die ausgewählten Lieder miteinander zu singen, sich über einen biblischen Text persönlich auszutauschen, gemeinsam zu beten und sich gegenseitig den Segen zuzusprechen. Aber mit der Zeit wuchsen Sicherheit, Offenheit und Freude, in dieser Form Gottesdienst zu feiern. Ein erster Schritt war getan.
Dann hatten sie den Mut, als Vorbereitung auf das Pfingstfest ihren kleinen Kreis zu öffnen. Überrascht stellten sie fest, dass sich bis zu dreißig Personen für diese Form des Zooms gewinnen ließen. Nun mussten sie die Moderation übernehmen und für eine strukturierte Vorbereitung sorgen. Der Ablauf war einfach und schlicht. Es galt, ein Gebet zur Eröffnung zu formulieren, eine Kerze anzuzünden, über einen kurzen Text oder ein Bild zu meditieren, Fürbitten und Dankgebete auszusprechen, dazwischen immer wieder ein paar Lieder zu singen und mit dem Vaterunser und dem Segen abzuschließen. Dieses feste, einfache Gerüst ermutigte viele, die Vorbereitung zu übernehmen. Nicht ohne Stolz merkten sie an, dass so die im biblischen Pfingsttext bezeugten Feuerzungen, die sich auf die Versammelten legten, in ihrer Gruppe konkret erlebbar wurden.
Und schließlich brachte die Öffnung der Kirchen nach Corona ein neues Erlebnis. Die durch den Zoom gewachsene Gemeinschaft fiel nicht auseinander. Die Sehnsucht, miteinander Gottesdienst zu feiern, ist geblieben. Sie versammeln sich jetzt in ihrer Kirche, in der schon Generationen vor ihnen gebetet, gesungen, gelernt und Gemeinschaft erlebt haben. Und dass manchmal ein solcher Gottesdienst besonders gelingt und den Kirchenraum zum Schwingen bringt, freut sie besonders. So hat das Ehepaar durch sein Engagement seinen Namen groß gemacht, indem sie die eigene Glaubensstärke für andere einsetzten.
Sarah und Abraham haben einen langen, abenteuerlichen Weg hinter sich, den sie im festen Vertrauen in Gott gehen durften. Nun ergeht eine neue Berufung an sie. Sie sollen die Fülle ihrer Lebenserfahrung nicht für sich behalten, sondern weitergeben an andere. Ihre Namensänderung gibt die Sendung an. Aus Abram, Vater eines Volkes, soll Abraham, ein Vater von vielen Völkern werden. Und aus der kinderlosen Sarai eine Sara, eine Fürstin. Ein eigenes Kind gibt dazu die Stärke.
Es ist ein Geschenk, die eigenen Talente für andere fruchtbar zu machen.