„Räum erst einmal dein Zimmer auf, ehe du die Welt kritisierst.“ (Jordan B. Peterson)
Das Wasser schwoll an und stieg immer mehr auf der Erde, die Arche aber trieb auf dem Wasser dahin.
Gen 7,18
Im sechsten Kapitel seines Buches „12 Rules For Life“, einem Lebenshilfebuch, das den LeserInnen helfen soll, sich in einer chaotischen Welt zurechtzufinden, widmet sich Jordan B. Peterson unter der oben zitierten Überschrift dem Phänomen des Bösen in der Welt. Er analysiert zunächst anhand von Bekennerschreiben einiger Amokläufer und Serienmörder Motiv und Triebkraft ihres verheerenden Handelns. Leidvolle Entwürdigungen, die sie erlebt hatten, Erniedrigungen, Gewalt, Missachtung und Einsamkeit verdunkelten ihren Blick auf Welt und Menschen. Überall sahen sie nur noch Ungerechtigkeit und Bosheit am Werk. Schuldzuweisungen, Rachegefühle und Hass auf alles und jeden entwickelten solch destruktive Kräfte, dass in ihnen der Entschluss reifte, mit dem Großaufräumen der Welt zu beginnen, sie von allem Bösen zu reinigen und die gesamte Menschheit umzubringen. Keiner sollte überleben. Ihren dunklen Gedanken ließen sie furchtbare Taten folgen.
Als Gegenbeispiel führt Peterson dann Menschen an, denen es trotz ebensolcher albtraumhafter Vergangenheit gelang, sich wieder „ans Licht zu wühlen“ und in ihrem Inneren eine Wandlung hin zum Guten zu vollziehen. Überraschend, unerwartet, nicht erklärbar. Menschen, die für ihren Zustand nicht die anderen verantwortlich machten, sondern bei sich mit einer „Neuschöpfung“ ansetzten. Sie wurden fähig, das Böse, das sie erlebt hatten, nicht weiterzureichen und so die Spirale der Negativität in ihrem Leben zu unterbrechen. Sie begannen ihr Inneres von allem Unrat, allem Bösen und Herabziehenden zu reinigen und sich zu positiven, sich selbst und die anderen aufbauenden Menschen zu entwickeln.
Die Reaktion dieser Menschen motivierte Peterson zum einladenden Rat, der Flut des Bösen in der Welt mit der Reinigung der eigenen Person entgegenzutreten; das drückt er mit dem Imperativ „Räume dein Leben auf!“ aus. Wir sollen also beginnen, die Quellen der eigenen Bosheit wahrheitsgetreu zu benennen – er bringt dazu konkrete kleine Beispiele -, sie aus dem eigenen Leben zu entfernen und so „Friedenstifter und Sachwalter des Guten“ zu werden. Die Großreinigung des Weltenhauses sollten wir Gott überlassen, die Reinigung des persönlichen Lebenshauses ist tägliche Aufgabe.
Die Bibel stellt die Fluterzählung weder als Katastrophe noch als Strafgericht Gottes dar. Sie schildert sie als Reinigungsprozess. Auf der von Gott geschaffenen Erde bekommen zerstörerische dämonische Kräfte, Auflehnung gegen den Schöpfer, Gewalt, Sünde und Tod das Übergewicht. Gott muss das Lebenshaus der Menschen von allem Bösen befreien, um es wieder zu einem lebenswerten Wohnraum für seine Geschöpfe zu machen. Und so steigen mit dem Anwachsen von Sünde und Gottferne auch die Wasserfluten. Sie wehren der Vermehrung destruktiver Kräfte und schwemmen deren faulen, schimmelnden und giftigen Früchte hinweg. Zugleich tragen sie jenen hölzernen Kasten und lassen ihn frei und unbehindert dahingleiten, der als Boot der Hoffnung Erde und Menschen und Tieren neues Leben und Zukunft eröffnet.
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