Was hilft mir, im Lebenskampf zu bestehen? Womit rüste ich mich aus?
Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.
Gen 9,13
Auf der Suche nach jemandem, der etwas vom Bogenschießen verstehen sollte, wurde mir der Leiter eines Schüler- und Studentenzentrums empfohlen. Er erwies sich als großartiger Pädagoge, der in seine therapeutische Arbeit mit Kindern und jungen Menschen auch den Umgang mit Pfeil und Bogen einbaut. Von ihm lernte ich nicht nur die nötige Ausrüstung und die Vorbedingungen dieses Sports kennen – Bogen, Pfeile und Schutzkleidung, dazu Sicherheitsvorkehrungen –, sondern auch die Tiefendimensionen der Kunst des Bogenschießens, die Körper, Geist und Seele eines Menschen beeinflussen, bilden und stärken können. Der Körper ist bei diesem Sport ganzheitlich gefordert. Der Schütze braucht einen festen Stand, Boden unter den Füßen, der ihn trägt und ihm Halt gibt. Die nötige Ruhe und Konzentration werden durch das Erlernen eines bewussten, gleichmäßigen Atemrhythmus erzielt. Die Augen sind auf ein bestimmtes Ziel fokussiert. Der gesamte Ablauf des Schießens – Einlegen des Pfeiles, Anspannen, Zielerfassung und Loslassen – stellt eine einzig fließende Bewegung der Hände dar. All dieses körperliche Tun, betont der Pädagoge, sei ein Spiegelbild der inneren, geistigen Verfassung der Schützin, des Schützen. Stärken und Schwächen, Ressourcen und Probleme werden dabei in gleicher Weise sichtbar. Plakativ gesagt: Ich-Stärke, Selbstbewusstsein oder Minderwertigkeitskomplexe; Da-Sein, Sammlung oder Zerstreutheit; Sicherheit, Lockerheit oder Ängstlichkeit, Verkrampftheit. Alles Befindlichkeiten, auf die man in der pädagogischen Begleitung aufbauen kann oder an denen man arbeiten muss. Ziel des Bogenschießens ist es, dass Kinder und Jugendliche Freude am Leben haben und dass im gemeinsamen körperlichen Tun ihre Entwicklung zu einer starken Persönlichkeit voranschreitet. Der Pädagoge nennt es „intuitives Bogenschießen und Persönlichkeitsbildung“.
Etwas Ähnliches hat Gott, der Schöpfer, mit der Menschheitsfamilie vor. So schildert es zumindest die Bibel. Nach der großen Reinigung der Erde von allem Bösen wagt Gott mit der Familie Noachs einen Neustart. Als Waffe zur Erneuerung der Welt schmiedet er einen speziellen Bogen, der sich vom herkömmlichen Jagd- und Kriegsgerät unterscheidet. Sein Bogen verbindet das Licht der Sonne mit dem Element Wasser und bringt so Gutes, Farbe und Licht in das Leben der Menschheit. Er schafft damit bewusst ein Gegenprogramm zu den Bögen des Krieges und des Bösen, die Finsternis und Sterben als Früchte hervorbringen. Zugleich formt Gott seinen Bogen als Zeichen eines Bundes mit der Menschheit, die Hälfte eines Ringes, eine Art Ehering, sein Ja zu den Menschen. Seine Hälfte sind das Licht der Schöpfung und die Weisungen seines Wortes, treu und unzerbrechlich. Die andere Hälfte des Bundeszeichens ist den Menschen aufgetragen. Sie sollen Bogenschützen des Lebens sein. Es liegt in ihrer Hand, nie wieder mehr einen solchen Reinigungsprozess wie die Flut nötig zu haben. Gottes Bogen – eine starke Waffe.
Was hilft mir, im Lebenskampf zu bestehen? Womit rüste ich mich aus?