Wem kann ich Lebenserfahrung und Hoffnung weitergeben? Von wem empfangen?
Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch in den Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
Gen 15,5
Ausgehend von diesem Bibelvers, diskutierten wir in einer kleinen Gruppe über die Sehnsucht, eigene Lebenserfahrungen an die nachkommende Generation weiterzugeben. Auf meine Bitte hin, ein paar Gedanken dazu aus der eigenen Biographie aufzuschreiben, erhielt ich folgende persönliche Zeugnisse.
Ein Arzt: „Als junger Mann fiel es mir zu, dass ich in meiner Habilitationsarbeit etwas ganz Neues entdecken konnte, das dann auch viel zitiert wurde, wobei die Arbeit über die Jahre dann, wie es meist geschieht, in Vergessenheit geriet. Ich habe immer gehofft, dass dies nicht passiert, und tatsächlich, durch ein paar Fügungen, die nicht von mir angestoßen wurden, wird die Arbeit jetzt, da es schon dreißig Jahre her ist, wieder zitiert und gelesen.“
Eine Handarbeitslehrerin: „Nach zehn Jahren Familienbeurlaubung hat mich eine ehemalige Lehrerin meiner Ausbildungsschule gefragt, ob ich nicht dort als Lehrerin einsteigen möchte. Das Vermitteln von Kenntnissen und praktischen Fertigkeiten in Hauswirtschaft war meine Aufgabe. Dass mir dabei meine jungen Kolleginnen und noch mehr die Schülerinnen die digitale Welt erschlossen, war mir eine große Hilfe. Ein besonderes Geschenk für mich war, mitzuerleben, wie aus Jugendlichen reife, verantwortungsbewusste, starke Frauen wurden.“
Eine Gymnasiallehrerin: „Nach einer schweren Kindheit und Jugend, in der mir keinerlei Wahlmöglichkeiten zugelassen wurden und die Eltern alles diktierten, war an eine höhere Schulbildung nicht zu denken. Glücklicherweise konnte ich mir durch den zweiten Bildungsweg neue Möglichkeiten erschließen. Auch nach dem Studium geriet ich an meine Grenzen. Die Dissertation schloss ich nicht ab. Meine Lust am Lernen, Entdecken und Weitergeben trieb mich umher. In der Lebensmitte kam ich als Quereinsteigerin an die Schule und fand hier mein spätes Glück.“
Ein Unternehmer: „Mit 55 Jahren habe ich nach einem langen Berufsleben noch einmal ganz neu angefangen. Meine Kompetenz und die Erfahrung aus vielen Projekten erleichterten es mir, in die neue Rolle hineinzuwachsen, einem Auftraggeber zuzuarbeiten, statt selbst zu managen, zu beraten, statt zu entscheiden. In den Teams kann ich jetzt mit vielen jungen Leuten zusammenarbeiten, die froh über erprobtes Vorgehen und Führung in schwierigen Situationen sind. Zugleich lerne ich unendlich viel von ihnen, wenn sie den Freiraum nutzen, ganz Neues auszuprobieren.“
Lehren und Lernen – eng verbunden.
Sarah und Abraham sehnen sich danach, ihr vom Vertrauen an den mitgehenden Gott geprägtes Leben weiterzugeben, Nachkommen zu haben, Schülerinnen und Schüler, die ihren Weg genauso treu und beschenkt, wie sie es sind, fortsetzen. Ein tiefes inneres Erlebnis mutet ihnen einen neuen Lernprozess zu, dass sie trotz Kinderlosigkeit ihre Sehnsucht nicht begraben sollten. Der Blick in den Sternenhimmel – ein beeindruckendes Bild – schenkt ihnen neue Kraft und Motivation.
Wem kann ich Lebenserfahrung und Hoffnung weitergeben? Von wem empfangen?