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Du kannst nur sagen, was ist.

Mit welchem Zeichen machst du Mut, setzt Kräfte frei? Womit öffnest du den Raum des Vertrauens?

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen.
Gen 9,12

Der Schafhirte trank sein Bier aus und ließ die leere Dose einfach aus der Hand gleiten. Er gab sich nicht einmal die Mühe, sie in die Büsche zu werfen. Er lebte mit den Tieren draußen auf den Weiden, die aber durch den Abfall nichts mehr von der Idylle zeigten, die man in der Natur erwartet.

Auch im Dorf war Mülltrennung ein Fremdwort. Und trotzdem hatten wir den Ehrgeiz, für eine saubere Umwelt zu kämpfen. Zuerst begannen wir mit unseren Mitarbeitern und Kindern im Kinderdorf. Jedes Haus bekam zwei zusätzliche Eimer, für Bio und für Plastik. Wer trennt am saubersten, wer sammelt den Abfall auch im Gelände ein? Die Kinder fanden es komisch, machten aber mit, weil wir die Aktion mit einem Wettbewerb und Preisen begleiteten. Dann trugen wir die Idee ins Dorf hinaus. Die Leute lachten über den Blödsinn. Doch unsere Jugendlichen brannten schon für ihre Aufgabe. In grünen Hemden gingen sie von Haus zu Haus und erklärten die Aktion: Alle sollten lernen, den Müll zu trennen. Wir würden jede Woche kommen und ihre Eimer entleeren. Das interessierte die Leute nicht besonders, weil für sie nichts heraussprang. Wie wir die Dorfbewohner dann doch gewinnen konnten? Wir hatten gerade eine Spende von einer österreichischen Wäschefirma bekommen, die ihre grünen Halstücher für das Personal ausgetauscht hatte. Jeder, der aktiv teilnahm, bekam an sein Hoftor ein grünes Tüchlein gebunden. Das war für unsere Jugendlichen das Zeichen, wo sie Eimer entleeren mussten. Die Ersten waren sehr stolz auf ihr grünes Tuch. Und bald wollte, ja musste jeder dazugehören! Der Bürgermeister forderte bei der Bezirksleitung grüne Bio- und gelbe Plastikcontainer an, die er an einigen Plätzen aufstellte. Unser Ort war weit und breit der erste, der die Mülltrennung einführte und lebte. Noch heute sind die Bewohner stolz auf ihren Grünen Bund, er hat sie zusammengehalten.

Kinder, die heute zu uns kommen, haben keinen Halt. Ionuz etwa und seine Freunde haben kein Zuhause, ihre Familie ist überfordert oder zerbrochen. Sie gehen nicht in die Schule und streunen Tag und Nacht auf den Straßen herum. Sie sind verschreckt und zerstören sinnlos das Schöne, auch die Natur. Sie prügeln einen Straßenhund, bis er blutet. Einer Katze binden sie Steine um den Hals und werfen sie in den Bach, wo sie qualvoll ertrinkt. Sie kennen die Liebe nicht. Hat auch Gott sie vergessen? Wie können wir sie heilen? Vielleicht gelingt es uns, ein Zeichen zu setzen, das eine verschüttete Liebe sichtbar macht. Nähe und Vertrauen braucht es, bis ich einem Kind ein Kreuzzeichen auf die Stirn machen darf. Das ist wie eine Liebeserklärung. Auch die Kinder machen mir das Zeichen auf die Stirn. Diskreter als durch Worte ist damit ausgesprochen: Wir sind Freunde, ein Weg öffnet sich für dich. So wird auch Ionuz achtsam und zärtlich. Das bekommen auch die Tiere mit, die er vorher gequält hat. Und die schönen Wiesen, in denen keine Bierdosen mehr landen. Die Natur beginnt wieder von der Liebe Gottes, vom Wunder der Schöpfung zu sprechen.

Mit welchem Zeichen machst du Mut, setzt Kräfte frei? Womit öffnest du den Raum des Vertrauens?

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