In der Einsamkeit musst du deine Werke, deine Pläne, deine Ziele überprüfen.
Der HERR zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen.
Gen 11,8
Mit den Schnecken hat alles angefangen. Wenn im Frühjahr der Regen kommt, rücken Frauen und Kinder mit Eimern aus in die Wiesen und Wälder, um Weinbergschnecken einzusammeln. Die geben sie dann ab bei Nea Remus, „Onkel Remus“, der sie in zwei alten Badewannen im Hof sammelt. Pro Kilo bekommen sie 50 Cent. Bald kommt der LKW in die Dörfer. Er bringt die Tiere nach Frankreich, wo sie den Gourmets in teuren Restaurants aufgetischt werden. Nea Remus verkauft sie um das Dreifache, da er die Schnecken schließlich beherbergen und den Ausreißern nachjagen muss. Da bei ihm viele Leute ein- und ausgehen, hat er immer einen großen Sack Seminze – die beliebten Sonnenblumenkerne – im Haus. Anfangs hat er sie den Kindern geschenkt, jetzt müssen sie zahlen. Inzwischen bringt der Bäcker aus der Umgebung sein Brot zu ihm, Nea Remus verkauft es an die Dorfbevölkerung. Und dazu noch Kaffee, Zigaretten, Bier, Käse und Seife.
Nea Remus ist ein geschickter Geschäftsmann, er schlägt bei allem etwas für sich heraus und versorgt dabei die Leute im Dorf. Sie sind ihm dankbar, weil er alle Probleme löse, wie sie meinen. Der Minikonzern „Doi pasi“ – „Zwei Schritte“ – nimmt Nea Remus in Vertrag. Die Lieferanten unterstützen ihn beim Bau einer Halle, setzen ihr Logo auf das Gebäude und bringen eine breite Auswahl an Waren, sodass man bei ihm alles kaufen kann, was man braucht, Lebensmittel, Haushaltswaren, Kleidung, Schulbedarf. Und in der Ecke stehen zwei Spielautomaten, damit den Leuten auch noch das letzte Geld aus der Tasche gezogen wird. Nea Remus fährt inzwischen ein dickes Auto und trägt auch an trüben Tagen eine Sonnenbrille. Man darf ihn nicht mehr Nea Remus nennen, sondern siezt ihn mit „Domnul Popescu“. Er kann sich alles leisten, was er will. Auch Beziehungen glaubt er kaufen zu können. Die jungen Mädchen laufen ihm nach, nicht weil er so schön wäre, sondren weil er allerlei Möglichkeiten bietet. Allerdings nicht lange. Seine Familie zerbricht, die Frau ist ihm langweilig geworden. Sie zieht mit den Kindern zu ihrer Mutter.
Eines Nachts fährt Nea Remus betrunken vom Fest nach Hause, mit zu hoher Geschwindigkeit. Er verliert die Kontrolle, der Wagen überschlägt sich. Monatelang liegt er schwer verletzt im Spital, dann zuhause. Alle Geschäftspartner ziehen sich zurück, „Zwei Schritte“ ist geschlossen. Freundinnen fliegen ihm nicht mehr zu. Keiner macht einen Krankenbesuch bei Herrn Popescu. Selbst die Schnecken laufen ihm davon.
Nach der Flutkatastrophe bauten die Menschen, die gerettet wurden, das Land wieder auf. Nicht wenige wurden neureich, ja größenwahnsinnig. Eine Stadt, deren Türme bis zum Himmel reichen sollten, planten sie. Gebaut wurde bis zum Wendepunkt, an dem Gott sie über die ganze Erde zerstreute, „und sie hören auf, an der Stadt zu bauen“. Die Zerstreuung öffnete ihnen die Augen für das falsche Ziel, das sie angestrebt hatten: wie Gott zu sein.
Reich werden, mächtig sein, Menschen besitzen und ausnützen. Wenn um dich herum ein Kreis des Grauens entsteht, Streit und Einsamkeit, musst du dich fragen: Stimmt mein Ziel? „Zerstreuung“ ist dann etwas Positives, wenn sie eine falsche Entwicklung stoppt.
Deine Werke, deine Pläne, deine Ziele – stiften sie Gemeinschaft? Gewinnst du dadurch Freunde oder machen sie dich einsam und entzweien sie dich von den Menschen?