Wie war dein letzter Krankenbesuch?
Der HERR erschien Abraham bei den Eichen von Mamre, während er bei der Hitze des
Tages am Eingang des Zeltes saß.
Gen 18,1
Im kleinen Hof der „Casa Susanna“ wimmelt es von Kindern. Die Buben balgen sich, die Mädchen
spielen Memory. Es fällt kaum auf, dass zwei Kinder in Rollstühlen dabei sind. Jeden Tag werden
sie über die holprigen Wege zum Sozialzentrum geschoben. Sie wohnen im „Cartier Margita“, wo
wir für zwölf Roma-Familien Häuser errichtet haben. Die Buben in den Rollstühlen, Rares und
Andrei, leiden an Muskelschwund. Von den sieben Geschwistern haben alle Söhne diese
Erbkrankheit. Die Kinder wissen, dass sie, wie ihre zwei älteren Brüder, bald daran sterben
werden. Sie haben miterlebt, wie die Brüder zunächst nicht mehr gehen konnten, im Rollstuhl
saßen – wie sie selbst jetzt –, wie die Lähmung immer mehr zunahm, bis sie jämmerlich
erstickten. Auch Rares und Andrei müssen diesen Weg gehen. Bei Andrei hat es damit begonnen,
dass er immer wieder umkippte. Einmal fiel er auf den heißen Ofen und konnte sich nicht mehr
aufrichten. Er verbrannte sich beide Beine so stark, dass wir lange bangten, ob er überleben
würde. Noch heute ist eines der dünnen Beinchen voller Narben, die nicht zuheilen wollen. Der
Jüngste aus dieser Familie, Marian, tummelt sich heute unter den vielen Kindern im
Sozialzentrum. Er kann noch gehen, aber es ist schon schwer. Er weiß wohl, was auf ihn
zukommt.
In der Osterwoche wollte ich als Osterhase die Kinder in der „Casa Susanna“ besuchen. Die
Kinder mussten vom Spielplatz in das Sozialzentrum gehen und die Vorhänge schließen, um nicht
zu sehen, wo der Hase die bunten Schoko-Eier versteckte. Rares und Andrei stürmten nicht mit
den anderen ins Haus, sie waren in ihren Rollstühlen gefesselt. Aber ganz aufgeregt zeigten sie
mir, wo ich die Eier verstecken solle: auf dem Baum, im Sandkasten, unter dem Rollstuhl, am
Zaun. Mit solchen Anweisungen fiel dem Osterhasen die Aufgabe leicht. Nun konnte die Suche
beginnen. Schnell hatte jedes Kind etwas entdeckt, manchmal auch mit Hilfe der zwei Buben.
Einer aus der großen Schar hatte noch nichts gefunden, Marian, immer etwas zu langsam. Rares,
die große Hilfe des Osterhasen, empfahl mir: „Lass ihn allein noch einmal suchen!“ Und wie
Marian strahlte, als auch er ein Schokoladen-Ei gefunden hatte!
Aus dem Besuch im Sozialzentrum war für mich ein Ostererlebnis mit den todkranken Kindern
geworden. Am Schluss waren die Kranken und der Unbeholfene glücklich. Diese Stunden waren
göttlich, wie damals, als der HERR Abraham bei den Eichen von Mamre erschien. Abraham litt
unter den Entzündungen nach der Beschneidung, und es war heiß. Und hier waren arme und
kranke Kinder im Hof des Sozialzentrums. Sie entzündeten das Osterfeuer für mich und für alle.
Besuche Kranke, und du wirst überrascht.