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Welcher Bund trägt dich?

Eine göttliche Warnung, die eigenen Wurzeln zu schätzen.

Ein Unbeschnittener soll aus seinem Stammesverband ausgemerzt werden. Er hat meinen Bund gebrochen.
Gen 17,14

Sie seien Könige, daher der Name „königliche Truppe“. So erklärte Țuca, der Lehrer der Musikgruppe „Șatra regala“, warum sie sich so nennen. Begeistert spielen die jungen Schülerinnen und Schüler in der Musikschule Roma-Lieder. Viele drängen in die königliche Truppe, weil ihnen mit dieser Musik das Herz aufgeht. Țuca führt seine Schützlinge zum Bekenntnis, mit dem Alex ungefragt auf der Bühne seinen Auftritt begann: „Ich bin ein Zigeuner. Ich liebe es, Zigeuner zu sein. Ich bin stolz.“ Die Jungen müssen diese Sätze gar nicht aussprechen, dieses Glück strahlt aus ihren Augen, wenn sie singen und musizieren, mit ihren schwarzen Hüten, bunten Röcken und glitzernden Hemden.
Dass sie stolz darauf sind, Zigeuner zu sein, hat seinen Grund auch darin, dass Țuca ihnen von seinem Leben erzählt hat. Als Kind war er mit seiner Familie in ganz Europa unterwegs. Alle spielten Geige, der Vater war Straßenmusiker. Von ihm hat er alles gelernt. Die Dankbarkeit dafür will Ţuca jetzt seinen Schülern weitergeben. Sie nennen sich nicht Roma – „Diese Bezeichnung kommt von anderen, das sind nicht wir“ –, sondern țigan, Zigeuner. Während er das sagt, fassen ihn die Schüler an den Händen und ziehen ihn in ihren Kreis.
Viele Zigeuner wollten wie die anderen Rumänen sein. In der Ceaușescu-Zeit wurde ihnen wie auch den anderen Minderheiten versprochen, dass sie alle gleich seien – wenn sie ihre Traditionen und ihre Sprache ablegten. Sie wurden umgesiedelt, um die Clans zu sprengen, bekamen in den Fabriken einen Arbeitsplatz, ein Apartment in den Plattenbauten, legten die schwarzen Hüte und die bunten Kleider ab. Sie vergaßen ihre Sprache. Handwerk und Berufe, in denen sie seit unzähligen Generationen spezialisiert waren, wurden nicht mehr gebraucht. Und ihre Musik verstummte. Kein Geiger, kein Klarinettist, kein Sänger spielte ihre Lieder. Gleich aber wurden sie doch nicht, denn jeder wusste: Der ist ein Zigeuner, schau dir nur seine Hautfarbe an …
Nach der kommunistischen Ära löste sich der Traum von der Gleichheit auf. Die Zigeuner verloren ihre Arbeitsplätze, ihre Wohnungen und mussten sich am Ortsrand in Hütten ansiedeln. Von denen, die Anpassung verweigert hatten und Zigeuner geblieben waren, wurden sie nicht mehr aufgenommen. „Ihr habt uns verraten. Ihr könnt nicht mal mehr Romanes, unsere Sprache. Sokeres? Schakare! Hasmokar!“ So sind die Zigeuner, die versucht haben, ihre Identität zu verleugnen, heute weder von den Rumänen noch von „echten“ Zigeunern akzeptiert. Sie gehören nirgendwo dazu, sie verwahrlosen und verelenden.

Biblisch gesprochen: Sie wurden ausgemerzt, ihre Wurzeln ausgerottet. Das ist eine Warnung, zum göttlichen Bund zu stehen. Zur eigenen Herkunft und zur Familie. Wie der selbstsichere Alex, der beim Singen den Hut in die Luft wirft und ruft: „Ich bin stolz, Zigeuner zu sein!“